Filmbildung als Lebensschule

In den späten 1950er-Jahren brachte die katholischen Schulen Zürich systematischen Filmunterricht in die Klassenzimmer – eine Pionierarbeit mit klarer Mission. Mit Lichtbildervorträgen, Filmvorführungen im Kino und kritischen Diskussionsrunden lernten die Schülerinnen und Schüler, Filme zu deuten und zu hinterfragen.

Der Startschuss für eine neue Art des Lernens

Im Sommer 1957 fiel der Startschuss für den systematischen Filmunterricht. Unter der Leitung von H.H. Dr. Bamberger vom katholischen Filmbüro wurde ein zweitägiger Einführungskurs für Lehrkräfte und Schülerinnen durchgeführt. Auch die Knabenschule erhielt einen eigenen Kurs. Ziel war es, Filme als Lehrmittel in den Unterricht zu integrieren und Schüler zu einem bewussteren Umgang mit dem Medium Film zu befähigen.

Warum Filmbildung?

Sr. Ignatia Bentele (Rektorin Hirschengraben), eine der treibenden Kräfte hinter dem neuen Konzept, erläuterte im Jahresbericht 1958/59 den Sinn des Filmunterrichts. Sie sah darin eine prophylaktische Massnahme gegen «Schund und Kitsch». Für sie ging es darum, das Verantwortungsbewusstsein der Jugendlichen zu stärken, ihnen die Bildsprache des Films näherzubringen und sie in die Lage zu versetzen, inhaltlich und künstlerisch wertvolle Filme zu erkennen und zu verstehen.

Albert Kessler, damaliger Rektor der Schule Sumatra, brachte es auf den Punkt: «Der Einfluss von Presse, Lektüre, Radio, Film und Fernsehen ist nicht zu unterschätzen. In systematischen Behandlungen in bestimmten Unterrichtswochen oder andern Veranstaltungen, müssen wir versuchen, diese Mächte positiv zu werten und dienstbar zu machen.»

So funktionierte der Filmunterricht

Die Lehrkräfte der Mädchen- und Knabenschule erhielten eine fundierte Filmschulung, während der Filmunterricht für die Schülerinnen und Schüler parallel stattfand. Die Unterrichtsinhalte umfassten:

  • Technik und Geschichte des Films: Die Schüler lernten, wie Filme produziert werden und welche Wirkungstechniken dabei eingesetzt werden.
  • Fokus auf Dokumentar- und Spielfilme: Der Schwerpunkt lag auf künstlerisch hochwertigen Spielfilmen und lehrreichen Dokumentarfilmen.
  • Kritische Reflexion: Nach der Filmvorführung im Kino Bellevue besprachen die Schüler den Film im Deutschunterricht. Sie führten Gespräche, schrieben Aufsätze und reflektierten die Inhalte kritisch.
Kritische Filmreflexion: Nach der Vorführung im Kino Bellevue diskutierten die Schülerinnen den Film und verarbeiteten die Inhalte in Aufsätzen und Gesprächen.

Das Filmprogramm 1959/60

Ein Highlight des Filmunterrichts war das sorgfältig kuratierte Filmprogramm, das die Schülerinnen der Schule am Hirschengraben erleben durften. Die Filme wurden im Kino Bellevue gezeigt, jeweils gefolgt von einer intensiven Auseinandersetzung im Unterricht.

  • 20. Mai 1959: Louisiana Story
  • 9. Juli 1959: Scott of the Antarctic
  • 19. September 1959: Madame Curie
  • 11. November 1959: Mr. Vincent
  • 5. Dezember 1959: Ladri di biciclette (Fahrraddiebe)

Diese Filme boten den Schülerinnen vielfältige Einblicke in unterschiedliche Epochen, Kulturen und Lebensgeschichten. Ob Abenteuergeschichten, wissenschaftliche Errungenschaften oder menschliche Schicksale – das Programm hatte einen klaren Bildungsauftrag.

Der Filmunterricht war seiner Zeit weit voraus. Während heute Medienkompetenz ein fester Bestandteil des Unterrichts ist, setzten die katholischen Schulen Zürich bereits 1957 den Grundstein für eine reflektierte Auseinandersetzung mit Bewegtbildmedien. Die pädagogische Weitsicht der damaligen Lehrkräfte zeigt sich noch heute im modernen Ansatz der Filmbildung.

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Personenverzeichnis

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Wichtige Persönlichkeit
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Direktor
2024 – heute
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1981 – 1991
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1961 – 1981
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1949 – 1961
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